Die Historie des KVK 1838 e.V. Kaiserslautern von 1838 – 1958
Der KVK in seiner wechselhaften Geschichte erlebte Höhen und Tiefen, wurde verboten, neu gegründet, machte 1913 Konkurs, stand wieder auf, wurde 1939 nach dem Umzug und der darin versteckten Kritik verboten und 1949 wieder gegründet. Der KVK erlebte nun seine längste Bestandszeit seit seiner Gründung 1838. Der älteste erhaltene Orden aus dem Jahre 1863 wurde 1984 nach 11 x 11 Jahren neu aufgelegt und gehört zu den begehrten Souvenirs des KVK. Der Gründer der Lautrer Fastnacht, Friedrich Albrecht Karcher Am heutigen Martinsplatz lag um 1835 die Tabakfabrik Karcher & Weber, ihr Gründer war der Tabakfabrikant Friedrich Karcher. 1814 wurde dessen Sohn Friedrich Albrecht Karcher (Fritz genannt) geboren. Der spätere Mitinhaber der Fabrik hatte als 18-jähriger die Tage des Hambacher Festes erlebt, seine Familie zählte zum liberal gesinnten Großbürgertum der Stadt. Friedrich Albrecht Karcher lernte damals den rheinischen Karneval in Mainz kennen und führte voller Begeisterung dieses Brauchtum in Kaiserslautern ein. Kaiserslautern u. Neustadt war zu dieser Zeit Hochburg oppositionellen Denkens und so war es kein Zufall das hier der Karneval so früh, im Jahre 1838, Einzug fand. Das Karnevalstreiben entsteht 1839 Karcher und zwei seiner Freunde, die wir nur unter den Namen “Pierrot“ und “Harlequin“ kennen, haben sich bereits 1838 zusammengetan um für die 1. Kaiserslauterer Fastnachts-Kampagne, im Februar 1839, alles vorzubereiten. Einer seiner Helfer war der damalige Herausgeber der Siegelbacher Kunstreiter Zeitung, Johann Nauerz, ein guter Bekannter des Buchhändlers Tascher. So war es kein Problem für Karcher für das Erscheinen der ersten Karnevalsfestschrift in Kaiserslautern zu sorgen. 1839 fand auch der 1. Kaiserslauterer Karnevalsumzug statt. Die Festschrift von 1839 Die Festschrift des Jahres 1839 war zugleich ein Rückblick auf das Programm. Sie schildert den Ablauf des Lauterer Karnevals, wie er sich in Kaiserslauterns alten Gassen damals abgespielt hat. Ein wichtiges karnevalistisches Dokument aus dem Jahre 1839. Die Festbeschreibung des Lauterer Umzuges aus dem Jahre 1838 belegt die Vereinsgründung im selbigen Jahr. Damals löste sich der Karnevalverein jährlich auf und wurde jährlich wieder neu gegründet. Die Kappenfahrt (Umzug) 1839 am Fastnacht Sonntag fand die erste Kappenfahrt des KVK statt. Die Zugstrecke ging vom Fackelrondell durch die “Pariser Vorstadt “ (Bereich Pariserstraße nähe Hexenbäcker) über die “Nordküste Afrikas“ ( gemeint ist die mit “Algier” und “La Vendee” verspottete Gegend des Kottens und der Mühlstraße) bis zum Tierhäuschen. Etwa 30 Wagen und 40 Narren nahmen aktiv daran teil. Die Reiter des Zuges gehörten wohl zu einer gastierenden Kunstreitergesellschaft. Parallel zu der Kappenfahrt nahm am Sonntag Nachmittag ein Festzug seinen Ausgang im Gasthof “Zum Karlsberg“ (heute Zur Burg in der Steinstraße). Hier war tolles Treiben angesagt. Die Karnevalisten aber hatten auch im geräumigen Hof des “Bayrischen Hofes“ (Oppositionshochburg der von 1832) eine Reihe Festwagen aufgestellt. Hier in der Fackelstraße bildete sich ein Festzug der sich mit dem vom “Karlsberg“ kommenden Zug am Fackelrondell vereinigte. Voraus schritt der Reichsherold dem ein “türkisches Musikchor“ zu Pferde und eine Ehrengarde von 28 Reitern mit schwarzer Uniform und hochgelben Aufschlägen folgte. Dann kamen vier Mephistos in den Farben schwarz, gelb, rot, grün, (Auch diese Farben deuteten auf die damals verbotene großdeutsche Fahne schwarz, rot, gold hin). Nun folgte seine “hanswurstliche Hoheit“, der Herold Karneval (Friedrich Karcher) in seinem sechsspännigen Triumphwagen, von drei reitenden und blasenden Mameluken geführt. Danach kamen die “elf Erznarren”, darunter die vom Vorjahr bekannten Pierrot und Harlekin. Weiter gehörten zu den Erznarren Eulenspiegel, Hannsworscht von Köln, Staberl von Wien, Nante und der Hemdsärmelige. Sodann folgte das Marlchen von Siegelbach “welche statt Strümpfe nur Fleischfarbene Trikots unter ihrem kurzen Rocke trug”. Die Festschrift betonte das dieses Fräulein “a la Monsieur “ (also wie ein Mann) im Sattel geritten sei. Dann folgte der “Westricher” (wohl Johann Nauerz) und der “Kunst & Literaturnarr”, verkleidet mit Kleidungsstücken verschiedener Kulturen und beklebt mit Literaturanzeigen, womit – so deutet die Festschrift an – Otterbergs Dichterpfarrer Friedrich Baul verspottet werden sollte. Tolles treiben bis zum Verbot Im Jahre 1840 war wieder ein tolles Treiben mit Festspiel „Die Vermählung des Prinzen Karneval und der Lutrina“ wobei auch der “Westricher” von einem Besuch bei Kaiser Barbarossa erzählte. 1842 wurde der große Hecht durch die Stadt gefahren. 1849 wurde mit der Niederschlagung der pfälzischen Revolution auch dem Karneval ein zeitweiliges Ende bereitet. 1855 starb der Gründer der Lautrer Fastnacht . Neuaufleben der Fastnacht 1858 wurde die Zensur gelockert und der Volkskundler Ludwig Schandein bemühte sich um das Aufleben der Karnevalistischen Tradition. Am 15. Februar 1858 gab es also wieder ein Fastnachsspiel. Die Zeit bracht neue Themen auf die es zu glossieren galt. Allem voran der technische Fortschritt. Die Erznarren nannten sich nun Humbug, Aeronaut, Luftkutscher, Lokomotiv- Land-Leibkutscher, den Credit mobilier, ein Aktenschwindler und Prozesskrämer. Die Politik wurde von Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten vertreten. Die Umzugswägen hatten folgende Themen: Westricher Brautzug, Pfälzer Wagen, die Dorfhonorationen. Diese Art Festspiele gab es bis 1863. Wenige Jahre später wurden Umzüge und gemeinsame Narrenveranstaltungen unmöglich. Bei einer Anzahl von 99 miteinander zerstrittenen Clubs nicht ganz unverständlich! Der Neubeginn im Jahre 1887 Der bekannte Lautrer Bürger Karl Herbig erlebte bei seinen Mainzer Aufenthalten den dortigen Karneval und brachte diese Idee wieder mit nach KL. 1887 erzählte er davon in der Weinwirtschaft Weyrich davon. Die anwesenden Honorationen der Stadt hörten davon und beschlossen wieder einen Karnevalverein zu gründen. Präsident Jean Raquet und Vizepräsident Heinrich Bohlander gingen aus der Gründungsversammlung als neues Präsidium hervor. Die Mitglieder des Vereins, der ja nur kurze Zeit an die Öffendlichkeit trat, wechselten sehr häufig. So wurde der KVK im Jahre 1889 aufs neue konstituiert und im März 1894 weitere Neuerungen eingeführt. In diesem Jahr gründete man in Anlehnung an die frühere Stadtorganisation den “kleinen Rat” mit 11 Ministern und den “Großen Rat“ mit 22 Ministern. Der Jahresbeitrag betrug 7,11 Mark. (heute etwa 60 €) Die Prinzengarde wurde bereits früher gegründet. Am 1. Januar 1893 marschierte die Prinzengarde zum ersten Mal durch Kaiserslautern. In diesem Jahr war Rink der 1. Präsident, Schellhaaß der 2. und “ Müller – Naz´l” der Oberhofkomiker. Glanzvolles Ende mit Katzenjammer Glanzvoller Höhepunkt der Fastnacht um die Jahrhundertwende fand im Jahr 1901 statt. Der KVK kündigte für Rosenmontag einen prachtvollen Umzug an. Der Stadtrat wurde damals ersucht einen Betrag von 1000 M dem Verein für diesen Umzug zur Verfügung zu stellen, da der Umzug doch für die Allgemeinheit sei. Der Stadtrat beschloss die Gebühren für 1900 und 1901 zu erlassen und bewilligte einen Zuschuss von 300 M (heute etwa 3000 €) . Nun wurde ein Umzug zusammengestellt. Am 20. Februar 1901 war es soweit – es gab mit 71 Zuggruppen einen prachtvollen Umzug … aber das bittere Ende kam schon bald. Nach Ausgaben von etwa 1300 Mark (ca. 13 000 €) also einem Minus von 1000 Mark (ca. 0631 65511 €) meldete die Pfälzische Volkszeitung am 16.02.1903, der Karnevalverein stelle seine Tätigkeit ein. Die Zeit nach den beiden Weltkriegen Im Jahre 1920 versuchten hiesige Kreise, unterstützt von der Besatzungsmacht, ein karnevalistisches Treiben aufzuziehen – jedoch wegen der Not der Zeit vergebens. Die Bayrische Regierung verbot 1921 jegliches Karnevalistisches Treiben. Erst zu Beginn des Jahres 1925 gab es wieder Maskenbälle. Umzüge fanden wieder ab dem Jahre 1935 statt. 1928 erscheint Richard Müller als Prinz des KVK, Richard Dr. Hermann Gehlen als Hermann 1. “Menelaos von Betonien“. Im Jahre 1939 fand das 100. Geburtsfest des wieder entstandenen Karnevalvereins statt, aber noch im selbigen Jahr hörte das Närrische Treiben erneut auf. Ende 1949, also nach dem 2. Weltkrieg, begann man erneut die karnevalistische Tradition in Kaiserslautern zu wecken. 1958 feierte man das 120. Jubiläum des Vereines im Zeichen der neuen Zeit. Als Jahresorden gab es den Sputnik-Orden .